Sonntag, 15. Januar 2017

Into the Wild

Wir waren zurück, in Namibia, in dem Land, das uns vor vier Jahren so begeistert hatte!

Lange blieben wir aber vorerst nicht. Bereits nach einer Nacht auf einem Camping nahe der Grenze (wo Patrik plötzlich ein bisschen den Gag in den Hosen hatte, weil wir im Dunkeln ohne Feuer vor unseren Autos mit Dachzelten sassen, und uns aus dem Busch überall Augenpaare anschauten - Schuld war das Buch 'Der Schneeleopard' den er unmittelbar vor unserer Reise gelesen hatte), immigrierten wir nach Botswana und machten gleich mit den Gesetzeshüter Bekanntschaft. Zuerst eine Geschwindigkeitsbusse für Ändu und dann wollten sie uns an einem Checkpoint 1000 Pula (ca. CHF 100) abknöpfen, weil wir nicht beim Stopschild gewartet, sondern gleich bis zum Polizist aufgeschlossen hatten. Mit etwas Charme, ein paar Komplimenten für das wunderschöne Land und der Tatsache dass wir doch eben erst eingereist waren und deshalb mit den Gepflogenheiten des Landes noch nicht so vertraut waren, liess uns der Polizist weiterfahren. Ausserdem war Heilig Abend und wir wollten nicht seine Partysponsoren sein! 

Nach einer Nacht in Maun gings an Weihnachten auf zum 1. Highlight unser zweiwöchigen Reise. Wir flogen ins Okavangodelta, einer der beeindruckendsten Landschaften der Welt und deshalb Welterbe der UNESCO. Obwohl wir während der Regenzeit unterwegs waren (davon später mehr), war das Delta verhältnismässig trocken. Der Okavango entspringt in den Bergen von Angola, wo es jetzt regnet. Bis das viele Wasser dann aber das Delta flutet wird es Juni bis August. Der drittgrösste Fluss im südlichen Afrika mündet nach 1600km nicht ins Meer, sondern versandet in der nördlichen Kalahariwüste. 

















Wir konnten also auf der Graspiste der Lodge problemlos landen und trockenen Fusses über die vielen Holzstege der Okavango Lodge zur Rezeption laufen. Die Lodge bietet lediglich 24 Gästen Platz, die sich für die Mahlzeiten am grossen Tisch versammeln und sonst ein sehr privates Programm geniessen. 















Carl war während der 3 Tage unser Guide und Auge. Er sah einfach alles, auch wenn das Tierchen das er uns zeigen wollte, nicht einmal so gross war wie ein Fingerbeeri. Carl führte uns auf dem Motorboot durch die Flussläufe zu den Hippos, zu Fuss zu den Büffeln und im Mokoro (Einbaum-Boot, in welchem sich die Kavango im Delta fortbewegt haben - heute oft aus 'Plastik') bastelte er Tanja und Alex eine Kette aus einer Seerose. Wir genossen den Luxus, denn wir wussten, dass wir die nächsten 4 Nächte im Busch verbringen werden.















Nachdem wir mit dem Propellerflugi in Maun wieder abgesetzt wurden, verzögerte sich unsere Weiterfahrt aber dann doch etwas. Das Reserverad an Alex und Ändu Auto wurde geklaut. So lernten die beiden dann auch noch die Flughafenpolizei kennen und auch, wie schnell alles geht in Afrika, oder eben nicht.

Aber dann ging es los, zuerst noch zügig auf einer geteerten Strasse... kaum ging diese in einer Piste über, änderte auch das Wetter von blau zu grau. Der Regen in Botswana ist jeweils sehr lokal und heftig. Wie genau die Strassenverhältnisse sind, ist also schwierig abzuschätzen. Fragt man nach heisst es einfach es hat viel Wasser. Die Fahrt in den Moremi Game Park war dann auch ein ganz besonders Abenteuer und eine Herausforderung. Es war so viel Wasser auf den Pisten, dass wir jedes Mal tief einatmeten, die Luft anhielten und die Nase mit Daumen und Zeigefinger zuhielten (so wie man es macht bevor man abtaucht) - und dann 'furteten' wir die unzähligen Wasserstellen. Mit jedem 'Loch' gewannen Patrik und Ändu mehr Sicherheit und wurden vertrauter mit dem Auto. Trotzdem, als wir das North Gate des Park erreicht hatten, waren wir alle froh und etwas geschafft.














Uns wurde eine Campsite zugeteilt und ausserdem wurden wir angewiesen, uns wegen der Tiere Nachts ja nicht vom Auto zu entfernen und Feuer zu machen um die Tiere von uns abzuhalten. Sie erwähnten auch noch, dass letzte Nacht ein Löwe den Campingplatz besucht habe. Wir machten beim Eindunkeln Feuer und pinkelten nur noch neben dem Auto. Am morgen mutmassten wir anhand der Spuren, welche Tiere Nachts alle zu Besuch waren, während wir in unserem Dachzelten friedlich schliefen. Tagsüber waren wir dann damit beschäftigt zu schauen, dass uns die Äffchen nicht unserer Essen klauten - immer gelang es uns nicht!















Der Folgetag wurde für uns zum Champaign-Day! Wir wollten alleine auf Pirsch, merkten aber schnell, dass es ohne GPS in diesem Park doch sehr schwer war. Welch ein Glück also, dass wir auf Joan und seine Gäste trafen, die im Park 'wild' campten und uns einfach hinter sich her fahren liessen. Joan hatte erzählt dass sie am Morgen um 5 Uhr einen Löwen im Camp hatten, dem sie jetzt nun folgen wollten. Obwohl er die Spuren zwischenzeitlich verloren hatte, sahen wir ihn plötzlich unter einem grossen Baum sitzen. Und dann führte uns Joan an ihn heran. Wir durften ihn als nächster Nähe beobachten. 














Am Nachmittag entdeckte Eagle Eye Ändu eine Katze - einen Leoparden. Ein aufregender Moment, diese Wildkatze in freier Wildbahn erleben zu dürfen. Auf dem Rückweg posierten ausserdem Giraffen, Zebras, Impalas, Warzenschweine, Hippos, Krokodile und viele mehr vor unsere Linse. 














Auch die Weiterfahrt in zu unserer nächsten Campsite in Savuti im Chobe Nationalpark war gleichzeitig eine Safari. Einmal hätte Ändu fast einen Giraffen über den Haufen gefahren und plötzlich befanden wir uns inmitten einer Elefantenherde. Für uns neu war, dass man die verschiedensten Tiefe an einem Ort beobachten konnte. 















Wir genossen die vier sehr abenteuerlichen und sehr einfachen Tage im Busch ungemein. Es hatte definitiv mehr Tiere als Touristen und der Sternenhimmel leuchtet fernab andere Lichtquellen wunderschön. 














Unsere Weiterfahrt führte durch den Chobe Nationalpark zurück in die Zivilisation, nach Kasane. 

Das alte Jahr wurde wortwörtlich weggespühlt und auch in unseren Zelten hatte die Silvesternacht spuren hinterlassen! Egal, am Neujahrstag ging es gleich feucht fröhlich weiter - die Victoriafalls in Simbabwe waren unser Ziel. 

Zuerst mussten wir aber an der Grenze für ein Visum anstehen. Wir hatten Glück, die Schlage war noch im Trockenen, alle die nach uns kamen, standen im Regen! Als wir endlich an der Reihe waren, sahen wir, dass die Afrikaner durchaus auch schnell arbeiten konnten. Das Problem hier waren die vielen Prozessschritte bis das Visum im Pass klebte und nicht die Geschwindigkeit. So wunderte es auch nicht, dass uns das Visum $30 kostete. Ja, sie sind gute Geschäftsleute die Afrikaner.









Und dann standen wir im Sprühregen der Vic-Falls! Kaum der feuchten Nacht entkommen, waren wir bis auf die Unterhosen geduscht! Der 'Mosi-oa-Tunya' wie ihn die Einheimischen nennen (deutsch: donnernder Rauch) ist ein breiter Wasserfall des Flusses Sambesi zwischen den Grenzstätten Victoria Falls in Simbabwe und Livingstone in Sambia. Die Wassermassen stürzen hier auf einer Breite von mehr als einem Kilometer bis zu 110 m in die nur 50m breite Schlucht. Ein Naturspektakel sondergleichen. 
















Wir checkten in Simbabwe wieder aus und in Botswana wieder ein, nur um am Folgetag dann auch aus Botswana wieder auszureisen und erneut nach Namibia einzureisen (Ändu hatte noch nie so viele Stempel in seinem Pass und wurde mit jedem weiteren stolzer).

Durch den Caprivi-Streifen fuhren wir weiter. Die Strassen säumten viele Lehmhütten mit Stroh- oder teilweise Wellblechdächern. Das Leben wirkt hier sehr einfach resp. ärmlich. Was aber aufgefallen ist, ist dass rund um die Hütten nicht rum lag. Alles hatte seinen Platz und war sehr ordentlich. Unter den Bäumen sassen die Bewohner mit ihren vielen Kindern auf Plastikstühlen im Schatten. Friedlich und trotzdem irgendwie traurig.

Die Campsites hatten jetzt wieder etwas mehr Komfort, so dass wir im Trockenen kochen, essen und die nächtlichen Gewitter beobachten konnten.
















Zum Abschluss besuchten wir wie vor 4 Jahren das Waterberg Plateau, ein mächtiger Tafelberg der etwa 50 km lang und bis zu 16 km breit ist. Er ragt bis zu 200 m hoch aus der Ebene heraus. Sämtliche Tiere die auf dem Waterberg leben wurden angesiedelt. Die Vielfalt ist riesig. Wir sahen Büffel, Säbelantilopen, Kudus und weitere Antilopen.














Unsere letzte Nacht verbrachten wir in der Nähe des Flughafens auf einer Gästefarm - nein, auf dem Flughafen in Doha, im Quiet Room, wo es aufgrund der vielen Leuten und deren Geräusche gar nicht so quiet war. Schlafen konnten wir trotzdem, an die Grundlaute und das Singsang hatten wir uns ja gewöhnt! 

Ob wir in vier Jahren wieder kommen? Vielleicht einmal im Sommer, um die Wasserlochromantik erleben zu dürfen? Ihr werdet es hier lesen.

Keine Kommentare: