Donnerstag, 13. Oktober 2011

Norge, Lyngen Alps
















Die Lyngenalpen liegen ca. 300km nördlich des Polarkreises auf einer Halbinsel in der Nähe der Stadt Tromsø. Die Kulisse ist einzigartig und überwältigend: Berge die mehr als 1000m aus den blauen Fjorden in den ebenso blauen Himmel (unser Reisewetter) emporragen, fast so, also hätte man das Rhonetal geflutet. Aufgrund der geografischen Lage ist es möglich, bereits auf Meeresspiegelniveau Ski zu fahren… Vorher mussten wir aber den ganzen Gipfel hinauf, aber alles der Reihe nach!

Das Norwegenabenteuer startete am Samstag, 26. März 2011 mit dem Flug von Zürich über Oslo nach Narvik und den letzten ca. 250 km per Privatbus nach Lyngseidet, wo unser tiefverschneites Segelschiff ‚Arctic Light’ mit Besatzung (Skipper Jan und Sebastian) vor Anker lag. 5 Kabinen, 1 Kombüse mit grosszügigem Esstisch sowie 3 Duschen und WC waren für die nächste Woche unser warmes (zum Schluss leider kaltes) Refugium. Wir, das waren: Denis (Bergführer www.denisburdet.ch), Ändu, Franziska & Mäthu, Alice & Michu sowie Tanja & Pädu.

Nach der langen Reise und den feinen Spaghetti Bolognese wiegte uns die Arctivc Light in den Schlaf und entführte uns ins Traumland… Am frühen Sonntagmorgen war uns nicht auf Anhieb klar, ob wir jetzt immer noch träumten, oder ob das Panaroma das sich uns bot, tatsächlich realität war: Eitel Sonnenschein, glasklares und glattes Wasser und gezuckerte Berge! Wow, welch eine Begrüssung nach der gestrigen Fahrt durch den Schneesturm und den anhaltenden Schneefällen der letzten Tage. Wir konnten es kaum glauben.

Nach dem Frühstück fellten und schnallten wir unsere Skis noch auf dem Bootssteg an und liefen los, auf unseren ersten Gipfel, den Rornestinden (1041 MüM). Die Aussicht ganz oben konnten wir an unserem ersten Tag nicht geniessen, das Wetter hatte umgeschlagen. Bei starkem Schneefall und schlechter Sicht nahmen wir die erste Abfahrt in Angriff. Das spielte aber, bei diesem breiten Bergrücken und dem vielen Schnee der lag, überhaupt keine Rolle. In eleganten Schwüngen fuhren wir den Hang hinunter und später durch Birkenwälder, die ab ca. 400 MüM das Bild der Lyngenalpen prägen. Den Stoppsschwung setzten wir da, wo wir am Morgen gestartet sind: auf dem Bootssteg!

Nach dem reichhaltigen Zvieri mit norwegischen Köstlichkeiten wie Lachs, Fischburger, Braunkäse und Fischsuppe, das uns Jan jeweils auftischte, segelten wir unser Nachtquartier an. Zum Glück waren die Nachtlager ruhiger als die Überfahrten dorthin. Zweimal blieb nämlich nichts mehr am Ort, wo es einmal war und auch fast niemand mehr unter Deck!

Die zweite Nacht verbrachten wir nochmals vor Lyngseidet und fuhren erst am frühen Montagmorgen, mit dem kühlen Wind und der Sonne im Gesicht, nach Olderdalen rüber. Von der Anlegestelle aus liefen wir auf den schneebedeckten Strassen des Örtchens hoch auf den Giilavárri (1163 MüM). Denis spurte und wir folgten! Die Weit-, Aus- und Rundsicht war aufgrund des wunderschönen Wetters atemberaubend. Was wir auf dem Aufstieg mehr an Zeit brauchten, machten wir bei der Abfahrt wieder wett. Die Schneeverhältnisse trugen ihren Teil dazu bei! Sie waren schlicht genial! Wieder auf dem Bootssteg staunten wir nicht schlecht, als die Arctic Light etwa zwei Meter tiefer lag als noch am Morgen – Kleine Kletterpartie zum verdienten Zvieri.

Um ruhig und geschützt übernachten zu können und einen komfortablen Ausgangspunkt für den Tafeltinden (1395 MüM) zu haben, steuerten wir noch am Abend Djupvik an. Noch früher als am Tag zuvor fuhren wir nach dem Frühstück, welches jeden Morgen Denis mit soviel Krach und Getöse zubereitete, dass auch Franziska & Mäthu im Schiffsbug wach wurden, nach Struppen. Da dieser Ort keine Anlegestelle hatte, führte uns Sebastien im Zodiac an den Beach (weisser geht es auch in der Karibik oder auf den Malediven nicht). Mutterseelen alleine liefen wir das steile Tal hoch auf das riesige, unberührte Gletscherplateau bis hinauf auf den Tafeltinden. Einmal oben wartete eine lange und abwechslungsreiche Abfahrt runter nach Koppangen, wo uns Jan wieder auflud.

Bei der Überfahrt nach Hamnes schaukelte es das erste Mal etwas mehr, als bisher. Die einen zog es sofort an Deck andere unter die Decke für ein Nickerchen.

Kjelvagtinden (1064 MüM) war am Mittwoch unser Objekt der Begierde. Durch den ‚Märchenwald’ gings im Zick Zack bis über die Baumgrenze. Das Wetter war für einmal nicht postkartenmässig, was uns dann auch dazu bewog, den Gipfel links liegen zu lassen und statt dessen zweimal aufzusteigen resp. etwas früher auf die Arctic Light zurück zu kehren. Die Gelegenheit, ein Blick in die örtliche Fischfabrik zu werfen, wo ein Arbeiter gerade dabei war, Seezunge zu filetieren. Kurz überlegten wir uns, wie wir ihn ablenken könnten, um an die wertvolle Beute zu kommen. Er liess sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Der Apetit ist einem Teil von uns eh vergangen, denn die nächste Überfahrt nach Nordlenangen war lang, unruhig und schon fast ungeheuerlich – ob die Sturmfront hinter oder vor uns war, war nicht immer genau auszumachen. Jan steuerte uns sicher, er machte auf jeden Fall den Anschein, in den Hafen von Nordlenangen und Franziska feiert quasi ihren zweiten Geburtstag.

Der Sturm vom Vortag war auch am Donnerstag noch präsent. Der Himmel war grau und oberhalb der Baumgrenze lag Nebel. Unser ursprüngliches Ziel, der Lassofjellet machte nicht viel Sinn. Total anpassungsfähig wie wir sind, liefen wir einfach dreimal hoch auf ein Plateau und entjungferten drei nebeneinanderliegende Täler, eines nach dem anderen. Dabei schaute Denis, das unsere beiden ganz Wilden (Barry & Fox) ihre Herausforderungen resp. Spielplätze bekamen. Wir, die nicht ganz so mutig waren (an den Fähigkeiten lag es ja auf gar keinen Fall), hatten auch unseren Spass an den aktrobatischen Leistungen der Beiden.

Die zweiletzte Nacht verbrachten wir in Hansnes. Am nächsten Tag ging die Arctic Light etwas südlicher vor Anker und Jan brachte uns im Zodiac ans Ufer rüber. Unsere letzte Tour ging auf den Rema 1000 (1000 MüM). Noch einmal zeigte sich das Wetter von seiner allerschönsten Seite. Und der Abschluss war dann auch gigantisch. Als wir glaubten den Gipfel wegen des vielen Schnees und des steilen Hangs nicht mehr erklimmen zu können, schaufelte Denis ein kinderwagentaugliches Wägli in den Schneehang.So gelangten wir doch noch auf das fussballfeldgrosse Plateau des Rema 1000. Oben präsentierte sich uns eine wahnsinns Aussicht. Die letzte Abfahrt genossen wir nochmals in vollen Zügen. Niemand verschwendete jetzt mehr Höhenmeter mit langgezogenen Kurven, nicht einmal mehr Ändu und Denis. Wir fuhren bis runter an die Strasse, die an diesem Freitag das erste Mal ‚schwarz’ war… es wurde wärmer. Wir hatten die perfekte Woche.

Die etwas spektakuläre Überfahrt nach Tromsø, wo uns kurz vor der Hafeneinfahrt der Sprit ausging, rettete Denis, indem er die Arctic Light mit dem Zodiac zur nächsten Tankstelle stiess. Ganz ohne Folgen blieb aber die Unaufmerksamkeit unserer Skippers nicht, die Heizung konnte nicht wieder in Gang gebracht werden und wir hatten alle eine sehr kalte letzte Nacht in Tromsø. Vorher aber genossen wir ein feines Znacht auf festem Boden und ein paar Bier in einem Pub.

Diese Woche wird in dieser Art wohl nicht zu topen sein und wir müssen uns wohl oder übel neuen Herausforderungen stellen!

Keine Kommentare: