Samstag, 18. Januar 2014

die verlorene stadt














bevor wir uns in medellin ins flugzeug setzten um in den norden kolumbiens zu fliegen, genossen wir noch zwei tage in medellin. danach ging es nach santa marta an die karibikküste. 
santa marta ist eine überschaubare kolonialstadt und wird eigentlich erst zur dämmerungszeit, wenn ein lüftchen durch die engen strassen weht, gemütlich. im ort hat es eine längs- und eine querstrasse, die mit ihren coolen bars und restaurants zu gefährlichen schirmchendrinks einladen. für uns war santa marta vor allem ausgangspunkt für unsere wanderung zur ciudad perdida. der ganze trip dauert 4 tage und man wandert im parque sierra nevada immer dichter in den regenwald hinein zur ciudad perdida und danach wieder zurück. 

am ersten tag ging es gemütlich um halb zehn (bestellte zeit) resp. halb zwölf (effektive zeit) los und wir fuhren dicht zusammen gepresst wie sardinen in der büchse im geländewagen nach el mamey (oder besser 'machete pelao' - dazu später mehr), wo wir bei einem mittagessen unsere guides und die anderen teilnehmer kennen lernten. unsere guides waren magaly und ihr ehemann indio. die anderen teilnehmer kamen aus holland, argentinien (die beiden hatten das kleinste gepäck), england (barbie girl), amerika (inkl. handtäschli im rucksack), deutschland (das grosse backpack gesattelt), frankreich, belgien und auch aus kolumbien (diana mit ihren eltern sowie zahnarzt luis mit filmakademiestudentensohn sergio). es war eine buntgemischte gruppe, welche viel spass versprach. an diesem tag starteten zwei gruppen, wobei wir schon bald als eine grosse gruppe zusammen schmolzen. der guide von der anderen gruppe war carlos, der onkel von magaly und ein absolutes unikum. 
nach dem essen lag eine vierstündige wanderung zum ersten camp, cabaña de alfredo (magalys vater, carlos bruder, indios schwiegervater) vor uns. obwohl es über 600 guides gibt sind komischerweise alle irgendwie verwandt oder verschwägert miteinander.
bei sängender hitze und staubtrockener luft liefen wir los. der schweiss rann nur so runter und die vor uns laufenden maultiere, mit den nahrungsmitteln beladen, hinterliessen himmlische duftmarken und wegmarkierungen. die guides wussten uns aber bei laune zu halten. an dem für diesen tag höchsten punkt mit wunderschöner aussicht in die sierra nevada, schnitten sie mit ihrer machete wassermelone auf.
als wir das camp in sichtweite hatten sah ich, dass sie die duvets der betten zum trocknen aufgehängt hatten. bei näherem betrachten bemerkte ich die fehlenden betten und mir wurde klar, dass nicht waschtag war, sondern wir in hängematten übernachten werden! tipps wie es sich darin am besten schlafen liess wurden ausgetauscht... 
nach dem nachtessen kam dann die operation 'schlafen in der hängematte' in die gänge. erfahrene hängemätteler haben uns geraten diagonal in der matte zu liegen. ja, das funktioniert etwa so gut wie wir als kinder versucht haben das rechteckige klötzchen in die dreieckige öffnung zu würgen! nach tatsächlich einigen stunden schlaf, noch bei dunkelster nacht, schälte ich mich aus der hängematte und sass beim frühstückstisch mit der haltung eines nussgipfels!













am zweiten tag galt es einen siebenstündigen marsch zum camp nummer 3, cabaña de romualdo, zu absolvieren. schon am vorabend hatte carlos und magaly genau gesagt, wie viel es jeweils hoch bzw. runter geht oder einfach variado (rauf und runter). wir hatten alle nur das erste etappenziel im kopf: die cabaña 2 für das mittagessen und dass wir dort im fluss baden können.
vorbei an bananenplantagen, indigenen dörfer der choqui, über welche wir auch immer ganz viele informationen erhielten) stiegen wir stetig an und kreuzten die eine oder andere gruppe auf dem rückweg. bald war klar, wer die laufstärksten in der gruppe waren, und auf welche teilnehmer ganz besonders rücksicht genommen werden musste. die kolumbianer ergriffen schon am vorabend, nachdem sie unter ihren rucksäcken fast zusammen gekracht wären die chance, ein maultier zu chartern. barbie girl schmuggelte, nachdem ein netter kerl ihr am vortag ihre umhängetasche hoch getragen hatte, ihre tasche auch noch aufs maultier. die beiden americangirls liefen wie junge hündinnen, zügig vorab um dann hächelnd auf herrchen zu warten, voraus. die eine oder andere flussüberquerung blieb nicht für alle trocken... aber wer stört das schon bei diesen temperaturen.
im camp 2 angekommen schlüpften ausnahmslos alle in ihre badehosen und bikini und sprangen in den super klaren und kalten rio buritaca. in der zwischenzeit bereiteten unseren beiden köche das mittagessen zu. tanja fragte nach, was es denn feines gebe und moses sagte  ihr, dass eine gemüsesuppe mit crackers aufgetischt werde. nach gerade viel tönte das nicht gerade, aber die war ganz bestimmt schön reichhaltig. Dazu muss man wissen, dass sich ein kolumbianisches almuerzo (mittagessen) normalerweise aus einer suppe und einem hauptgang (desserts kennen die leider nicht) zusammensetzt. erfrischt sassen wir also alle zu tisch und genossen die wirklich gute und reichhaltige suppe. manche, die wie wir bemerkt haben, dass das für heute mittag alles ist, schöpften nach. wir hatten uns noch gewundert, dass luiz und die starken franzosen davon nicht profitierten. als carlos zum sattlen der rucksäcke aufrief, trauten sie ihren ohren nicht. sie meinten, doch erst die vorspeise gegessen zu haben... 












bis zum campamento 3 hatte aber dann doch niemand einen hungerast. unterwegs gab es immer wieder was zum knabber, feine früchte oder lustige kolumbianische süssigkeiten.
im der cabaña warteten zu unserer freude für diese nacht betten auf uns, was für welche. für tanja machte es optisch keinen unterschied, ob sie in einer hängematte oder in einem dieser betten übernachtete. aber bis es soweit war, wartete noch eine saukalte dusche...
nach dem nachtessen (frittierter fisch - die kolumbianer frittieren einfach alles) gab carlos ein paar räubergeschichten zum besten und erklärte uns, wie das ausgangsdorf 'el mamey' zu seinem neuen namen 'machete pelao' gekommen ist. gespannt wie ein pfeilbogen sassen wir am tisch und horchten der geschichte: am sonntag trafen sich alle campesinos jeweils im dorf, um zusammen zu sitzen, zu spielen und ein bierchen zu trinken. je mehr alkohol ins spiel kam, desto mehr aggressionen kamen auf, die dann in kämpfen mit ihren macheten endeten. carlos schilderte, wie arme und beine abgeschnitten wurden, wie es tote gab und wie der sonntag immer mehr zu solchen unnötigen kämpfen ausartete. ein fremder der mitbekommen hatte, was sonntag für sonntag im dorf abhing, sagte dann zur bevölkerung, das dorf kann unmöglich 'el mamey' heissen, dass ist 'machete pelao'. von da an hiess es so und die kämpfe gingen weiter, bis die paramilitärs kamen... das ist dann aber eine andere geschichte.

beim frühstück am dritten tag waren sich alle einig, in den betten viel besser geschlafen zu haben. wahrscheinlich lag das auch daran, dass wir am vortag alle ganz schön gefordert wurden.
heute war also der grosse tag. der besuch der ciudad perdida auf 1200 müm. vorher mussten wir noch zweimal den rio buritaco queren was für carlos jeweils die gelegenheit war, am ufer ein steinmännchen zu bauen, dass dann alle vom anderen ufer mit steinen versuchten zu treffen - ein steinregen ging vom einen ufer zum anderen.
1200 treppenstufen (ein tuusigerstägeli gibts also nicht nur bei uns) trennten uns jetzt noch von der ersten terrasse der ciudad perdida (barbie girl hatte zu diesen zeitpunkt bereits einen ganz persönlichen guide oder besser bergführer zur seite gestellt bekommen). als alle hoch geklettert waren, gab es sehr viele informationen zu dieser geheimnisumwobenen verlorenen stadt: die stadt mit dem indigenen namen tayuna wurde von den tairona an den nördlichen hängen der sierra nevada de santa marta erbaut und war vermutlich ihr grösstes urbanes zentrum. die stadt entstand zwischen dem 11. und 14. jahrhundert, ihre ursprünge sind jedoch viel älter und reichen vermutlich bis ins 7. jh zurück. mit einer fläche von rund 2 quadratkilometern ist teyuna die grösste bis dato gefundene tairona-siedlung. im zuge der landnahme löschten die spanier die tairona aus. ihre siedlungen verschwanden spurlos unter dichter tropischer vegetation - bis mitte der 1970er jahre grabräuber die stadt fanden. bis archeologen und ethniker die stadt freilegten, sollten noch einige jahre der plünderungen vergehen. die meisten der ca. 170 terrassen dienten einst als fundamente der häuser. auf den grössten terrassen, auf dem zentralen kamm, fanden rituelle zeremonien statt.
wir genossen das mysteriöse flair der anlage und auch die aussicht.
zurück im camp, sprangen wir erneut in den fluss und assen das mittagessen. 
am nachmittag wanderten wir zurück ins campamento 2, wo wiederum betten auf uns warteten. von den eindrücken begeistert und den körperlichen anstrengungen müde, liessen wir uns alle vor 21 uhr ins bett fallen, schliesslich wartete noch der vierte tag zurück nach machete pelao. 














es ging schon am frühen morgen los, was ganz in unserem interesse lag, denn das laufen vor sonnenaufgang geht einfach viel besser als in der sengenden hitze. dazu kamm, dass wir vom hinweg wussten, welch anstrengende höhendifferenzen wir zu überwinden hatten.
etwa 40 minuten bevor wir im dorf zurück waren, gab es nochmals einen wunderschönen badeplatz. viele zogen sich nicht mal mehr um, sondern sprangen in der unterschwäsche in den natürlichen pool.
zurück im dorf war die freude über das vollbrachte riesig und die erinnerungen einfach wunderbar. mit einer chiva (traditioneller bus mit bunt bemaltem hölzernem aufbau) fuhren wir zurück und sassen mit müden beinen auf der hintersten bank, der musikbank...

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