Mittwoch, 8. Januar 2014

gesundes, feuchtes und....hunde
















nach der vorerst letzten busfahrt sind wir am neujahrstag in medellín, der stadt des ewigen frühlings, angekommen. der busbahnhof war leer, die strassen zu unserem hostel ebenfalls. hoffentlich ergeht es uns kulinarisch nicht wie am vortag! unser hostel lag im angesagten problado viertel, unweit des parque lleras, wo sich eine menge restaurants und bars befinden. unsere verpflegung war also sichergestellt. kulinarisch kamen wir sogar richtig auf unsere kosten. wir buchten für den folgetag eine exotic fruit tour mit real city tours.
unser guide sagte gleich zu beginn, dass dies erst die 14. tour sein. mit metro und bus fuhren wir zum mercato minoria, wo uns alan zuerst zu ein paar ganz witzigen recycling-märkten führte. die kolumbianer werfen nichts weg, sondern bringen alles zur reperatur oder zum auseinanderbeinlen an eben diese märkte. die ca. 2m2 grossen boxen reihen sich wie garagen aneinander und sind in der einen gasse mit allem elekronischem klimbim an der anderen mit 2nd-hand wc-schüsseln vollgestopft usw. die chance dass hier ein alter lp player repariert oder genau die wc schüssel in farbe 973 ersetzt werden kann ist riesig. etwas weiter dann die tierhandlung. der anblick der vielen jungtiere und der art wie sie gehalten werden, liess uns da nicht lange verweilen. auf zu den versprochenen exotischen früchten! 
ein stand reihte sich an den anderen und die früchte und das gemüse wurde wunderschön präsentiert. alan ging mit uns von stand zu stand und weihte uns in die geheimnisse der früchte ein. die kolumbianer essen früchte nicht wie wir als snack, sonderm machen daraus saft auf wasser- oder milchbasis, mit einer grosszügigen portion zucker. manche früchte schmecken so auch wirklich besser oder sind schlicht einfacher zu geniesen. die pickelig aussehende guanabana zum beispiel ist eine echte herausforderung einfach so zu essen...ein spucknapf für die riesen grossen kerne darf nicht fehlen. noch schwieriger wurde es mit cherimoya... auch sie bitte lieber als saft. bei guayaba zog es tanja vor säure das unterhösli in den füdlispalt und ich hatte meinen favoriten entdeckt.
lulo als saft ist eine unserer bevorzugten fruechte und gehört hier zu den lokalen spezialitäten... 4 verschiedene passionsfrüchte, die lustig aussehende mangostino, die faserige zapote, die an dattel erinnernde nispero, die tomate de arbol und die schwarz weiss gesprenkelte pitahaya machten den fruchtsalat komplett. und alle früchte haben selbstverständlich entweder  blutdruck- und cholesterinsenkende eigenschaften, beugen krebs vor, füllen die eisenspeicher wieder auf und fast alle sind natuerlich aphrodisierend.
mit einem total gesunden gefuehl und einer leichten versteifung im genitalbereich gingen ich und tanja am nachmittag in die ruppige innenstadt medellíns. noch vor nicht allzu langer zeit war die stadt unsicher. in den 80 er jahren wurde medellín unter der gewaltherrschaft von pablo escobar zur weltweiten kapitale des kokainhandels. schiessereien waren an der tagesordnung und die mordrate gehörte zur höchsten der welt. erst mit dem tod escobars, 1993, kam ein langsames ende der gewalt.














zu hause hatten wir kurzfristig unsere route modifiziert und uns entschlossen auch die pazifikkueste zu besuchen. nach kurzer recherche haben wir rausgefunden, dass man dorthin nur fliegen kann und wir buchten einen inlandflug von medellin nach nuqui. nach meinen vorstellungen waere der landweg von medellin aeusserst muehsam, aber von nuqui koennte man dann wieder mit colectivos zu weiteren kuestenorten reisen. weit gefehlt!

nuqui hat ein rollfeld welches primaer von huehnern und kindern in beschlag genommen wird. die idylle wird nur ab und zu durch ein propellerflugzeug gestoert. im 12 quadratmeter grossen flughafengebaeude wurden unsere personalien und unser beruf aufgenommen, wobei tanja fuer einmal architektin und ich austronaut war. 
der ort nuqui besteht aus einfachen holzhuetten und kieswegen. autos gibt es keine, banken und bankautomaten auch nicht und am stadtrand hoeren die wege dann auch auf. zum glueck haben wir in medellin ein zimmer in der piedra piedra lodge (www.piedrapiedra.com) reserviert. so wurden wir am flughafen von johnny, doris und alegra abgeholt. sie brachten uns zum landungssteg und mit dem boot ging es dann 45 min lang der kueste entlang richtung sueden zur lodge. 
wir wurden herzlich von mercedes und ihrer tochter juliana und deren ehemann gabriel empfangen. die lodge ist wunderschoen, etwas erhoeht in mitten von palmen und ueppigen pflanzen (dschungel) gelegen. auf einem felsvorsprung im meer kann man den sonnenuntergang geniessen und in einen kleinen pool springen. das ganze ist sehr familiaer und wir assen jeweils gemeinsam am grossen runden tisch auf der gedeckten veranda mit der kueche im hintergrund. danì, maria und marta verkoestigten uns ausgezeichnet und es wurde uns fisch in jeder erdenklichen zubereitungsart aufgetischt.
das wetter war so eine sache. man muss wissen, dass der bezirk chocò einer der regenreichsten gegenden der welt ist und es etwa 16-18 meter pro jahr regnet. aber wir hatten relativ wenig regen und es war immer schoen warm aber auch immer sehr feucht. die gezeiten sind sehr ausgepraegt. so erstreckten sich bei ebbe kilometerlange, breite sandstraende und bei flut viel der dschungel direkt ins meer und nur noch kleine sandbereiche waren uebrig. bei ebbe kann man lange spaziergaenge der kueste entlang machen und kommt so an den verschiedenen lodges und doerfer vorbei, wobei die ureinwohner etwas im landesinneren an den fluessen wohnen.















wir besuchten das dorf termales welches (wer haette es anders gedacht) ueber thermalquellen verfuegt und das dorf coqui, wo wir in einem einbaum durch die mangroven kurvten. die einwohner von termales muessen uebrigens etwa eine halbe stunde zu einer landzunge laufen um handykontakt zu haben...aber vermutlich rufen sich die termaler auch nicht gegenseitig an. 'hi komm mal mit auf die landzunge, ich muss dich schnell anrufen'.

ein highlight war die wanderung durch den dschungel. geplant war eine vierstuendige wanderung zu einem wasserfall und den fluss entlang zurueck zum strand. wir starteten mit unsrem guide ivan, zwei kolumbianischen paeaerchen und gabriel. letzterer hat in etwa die spritzigkeit eines valiums und das kommunikationsverhalten eines goldfischs - beruflich organisiert er rockfestivals. Ach ja, dann kamen noch die drei hunde (dackel) bienvenido, mikies und pumpum mit.
kaum gestartet fing es an zu schuetten und zwar voll die kanne. nach zehn minuten waren wir pflotschnass und das gelaende wurde immer unwegsamer. unterdessen wurde gabriel von wespen angegriffen und viermal gestochen. die wege wurden immer schlammiger und beim abstieg zum fluss lief das wasser nur so an uns vorbei. 
endlich am fluss angekommen war gabriel von oben bis unten voll schlamm und wahrscheinlich ausgerutscht. auch so geht es abwaerts. der fluss war schon maechtig angestiegen und wir mussten knietief durch den fluss waten. und ploetzlich fehlte einer der hunde, den wir nach einer 10 minuetigen suchaktion im schaermen unter einem grossen palmenblatt wieder fanden.
der fluss stieg weiter an und hatte auch schon maechtig zug. schliesslich mussten wir uns an den aesten halten und wieder ans ufer wechseln. die hunde mussten wir tragen. der landweg war dann aber total sumpfig und ivan musste mit der machete palmenblaetter abschlagen, damit wir darauf laufen konnten. und immer wieder fehlte ein hund und gabriel machte auch noch zweimal einen abflug. 
nach etwa fuenf stunden sind wir dann wieder am strand angekommen. trotz dieser weltuntergangsstimmung hat uns dieses abenteuer extrem spass gemacht.
schlussendlich war dieser abstecher ins 'niemandsland' ein beeindruckendes erlebnis - abseits der zivilisation und doch unmittelbar neben dem pulsierenden rueckgrad kolumbiens.

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