Donnerstag, 31. Dezember 2015

Mingalabar Myanmar

 




  



 











Nach einem kurzweiligen Flug sind wir ueber Bangkok in Myanmar angekommen. Es ist fuer uns das erste Mal, das wir den asiatischen Kontinent bereisen. Von Freunden gab es schon sehr viel Vorschusslorbeeren, und Curry-Reis essen wir ja auch sehr gerne. Trotzdem waren wir natuerlich gespannt auf die neue Kultur und wie wir uns mit keinerlei asiatischer Sprachkenntnisse durchschlagen werden. 
Ueber die Kultur in Myanmar haben wir uns im Vorfeld eingelesen. Das Land ist gepraegt von einer buddistischen Hochkultur. Man wird foermlich ueberflutet von Huldigungen gegenueber dem Buddismus. Unzaehlige Tempel, Pagoden oder Kloester mit den typisch kahlgeschorenen Moenchen zeugen davon. 
Was aber auch sehr interessant ist und diesen Reiseblog begleiten wird, ist der Kult um die Nats. Dieser Geisterglaube bestimmt nach wie vor den Alltag der Menschen Suedostasiens. In Myanmar handelt es sich bei einem Nat vorwiegend um personalisierte Territorial- und Naturgeister, welche beschuetzen, als auch Unglueck bringen koennen. Damit die Nats nicht entzuernt werden und einem wohl gesinnt sind, werden sie mit Opfergaben im Alltag oder beim Besuch eines Schreins gehuldigt.

So sind wir fruehmorgens in Yangon, der groessten Stadt im Sueden Myanmars, angekommen. Wir besuchten gleich als erstes die Shwedagon Pagode, welche wohl die bedeutendste Myanmars ist. Uralt soll sie sein, mit Tonnen von Gold und tausenden Edelsteinen geschmueckt, ein erhabener Ort der Ruhe, Besinnung und Meditation. Heilige Staetten duerfen nur mit bedeckten Knien und Schultern, sowie Barfuss betreten werden. Wir verkoerperten wieder einmal die optimalen Touristen und zauberten mit unseren Shorts ein Laecheln auf das Gesicht des Rockverkaeufers am Eingang. Diese Roecke nennt man Longyis, sie werden von Frauen und Maennern getragen. 
Eine weitere Besonderheit sind all die roten Flecken auf den Strassen und Wegen. Viele Burmesen kauen staendig auf etwas rum, das sie von Zeit zu Zeit als roetlichen Speichel ausspucken. So wie die Schweden Snus, die Suedamerikaner Cocablaetter, kaufen die Burmesen auf einer Bettelnuss rum. An Strassenkiosken koennen die Portionen in ein mit Kalk beschmierten Blatt, gefuellt mit zerdrueckter Bettelnuss, Nelken und Anis gekauft werden. Sie koennen suechtig machen und die Zaehne sehen vorallem furchtbar aus. Wenn man den Taxifahrer etwas in Englisch fragt, dann kann man die sonst schon schwierig zu verstehende asia-englische Antwort nur erraten, weil der Mund voll von diesem Zeugs ist. Wenn man Glueck hat, oeffnet er die Fahrertuer und laesst einen zuenftigen roten Schwall zu Boden gehen, bevor er antwortet.

Das Abendessen haben wir in der 19th Strasse in China Town genossen. Das es Chinatown war, waere uns nicht auf Anhieb aufgefallen, aber man konnte da gemuetlich verschiedene Grillspiessli geniessen, die wir vorher in der riesen grossen Auslage ausgesucht hatten. Vom vielen Rauch der Grills war es in der Strasse richtig neblig.

Von Yangon aus machten wir einen Zweitagesausflug zum goldenen Felsen. Morgens um acht wurden wir von unserem deutschsprachigen Guide Nay Oo abgeholt. Er brachte uns vor das Hotel, wo uns der Fahrer mit einer stattlichen Toyota Limousine erwartet. Das Innenleben unserer Kutsche war mit Rueschchen bestueckten Louis Vuitton Sitzueberzuegen ausgestattet. 
Nach gut zwei Kilometer Fahrt hielten wir am Strassenrand, um bei einem Schrein mit einer kleinen Spende die Gungst des Nats fuer sicheres Reisen zu sichern - ja, hier braucht es keine Vollkasko-Versicherung!

 



















 
Auf dem Weg bis zum goldenen Felsen haben wir noch Pagoden sowie ein Kloster in Bago besucht. Nebst den Informationen ueber die taeglichen Gepflogenheiten der Moenche und Novizen, konnten wir auch deren Gang zum Mittagessen miterleben. In einer Art Bolognese kamen sie hintereinander her gelaufen und hatten ihr Essensgeschirr, welches gleichzeitig fuer das Sammeln von Spenden diente, umgehaengt. Links und rechts des Ganges hatten sich Touristen und glaeubige Burmesen aufgereiht. Die Burmesen standen hinter Tischen, auf welchen sie zuvor all ihre Gaben sorgfaeltig aufgestellt hatten. Diese reichten von Fruechten, ueber abgepackte Nudeln, Schreibhefte, Taschenlampen bis hin zu direkten Geldspenden. Zudem konnte jeder in einem grossen Topf mehrere Schuesseln gekochter Reis holen. Alle Gaben kamen dann in die umgehaengten Toepfe der Moenche, wobei die vordersten und aeltesten Moenche das Beste abbekamen. Die mittleren errangen dann noch etwa ein Schreibheft und ein paar Fruechte und obendrueber wurde der klebrige Reis hinein gekippt. Dann waren alle ausgeschossen und die hintersten 50 Moenche bekamen nichts mehr. Gemaess Nay Oo werden alle Opfergaben redlich geteilt und man koenne eigentlich alles spenden ausser Haarbuersten.
 
In Kyaikhtiya, dem Ausgangsort zum goldigen Felsen, angekommen, verschlug es uns die Sprache angesichts der Menschenmassen die zu dieser Staette pilgerten. Mit Lastwagen werden Tausende von Pilgern und Touristen auf den Berg hoch gefahren. Auf Rampen haette man einigermassen bequem auf die Lastwagen aufsteigen koennen. Soweit kam es aber gar nicht! Die Lastwagen wurden schon vorher geentert! Die Pilger kletterten einer nach dem anderen hoch. Wir schlossen uns den Waghalsigen an und taten es ihnen gleich. Was wir dann erlebten glich einer Achterbahnfahrt im Europapark, einfach 40 Minuten lang. Es ging steile Rampen hoch und runter, um enge Kurven und das alles sehr Dicht zusammen gedraengt auf den schmalen Sitzbaenken. Jetzt zahlte sich auch das Yin Yoga aus - unsere Zehen hatten wir waehrend der ganzen Fahrt eingeklappt, weil unsere fuer burmesische Verhaeltnisse sehr langen Beine zwischen den Bankreihen gar keinen Platz hatten.
Oben angekommen erstreckte sich das Spektakel ueber eine riesige Flaeche und glich einem Open-Air in der Schweiz. Die Pilger huldigen diese Walfahrtsstaette, welche der Legende nach schon zu Lebzeiten Buddha entstand und spaeter lediglich wieder entdeckt wurde. Bedeckt von einer rund 6 Meter hohen Stupa scheint der vergoldete Findlingsblock gerade zu ueber dem 1100 tiefen Abgrund zu schweben und der Schwerkraft zu trotzen. Die Stimmung mit den aus Lautsprechern droehnenden Gebeten und dem Duft von tausenden von Raeucherstaebchen war unglaublich.
Wir uebernachteten in einem Hotel auf dem Berg, waehrend sich tausende von Pilger auf ihren mitgebrachten Bastmatten und Decken zur Ruhe legten.
Am naechsten Tag fuhren wir wieder zurueck nach Yangon, besuchten unterwegs noch eine Kautschuk Plantage, eine Fischfabrik und ganz viele grosse Buddha-Statuen.

Am naechsten Tag ging unserer Reise mit dem Bus (fahrender Kuehlschrank) weiter Richtung Norden. Dafuer musste unser grosses Gepaeck gepackt werden und ich wendete meine bewaehrte Stopftechnik an. Mit dieser Aktion veraergerte ich jedoch den Nat Tha-Ny-Ah. Das ist der Schutzgeist fuer Ordnung und allgemein hilflose Maenner. Dieser Nat sollte moeglichst nie erzuernt werden! Falls man ihn jedoch veraergert hat, kann man in seinem Schranein Opfergaben, zum Beispiel von Gucci oder Prada, hinterlassen und ihn damit wieder besaenftigen. Da dieser Schrein jedoch tausende Kilometer weit weg ist, muss ich unbedingt andere funkelnde Opfergaben auftreiben...





 

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