Sonntag, 3. Januar 2016

von Pagoden und Freilufttaxis














Ich glaube, wir sind jetzt in Myanmar angekommen. Es brauchte seine Zeit um sich an die fremde Kultur zu gewoehnen. Das Feilschen um die Taxipreise hat sich verselbststaendigt (obwohl wir immer noch gnadenlos ueber den Tisch gezogen warden:), man tritt nicht mehr so oft in die Betelnussflecken sondern weicht ihnen aus und man wird mutiger was das lokale Essen anbelangt (obwohl ich mit dem sensibleren Magen, jeweils probieren muss und dann Tanja mitteile, ob sie es gerne mag). Auch die speziellen Vekehrsverhaeltnisse waren gewoehnungsbeduerftig. Das ueberqueren der Strassen ist ein halsbrecherisches Unterfangen! Die Autos und Mopeds fahren wann immer sie koennen. Gleichzeitig sind sie doch sehr wachsam - man wird als Fussgaenger nicht ueber den Haufen gefahren. Obwohl wenig Aussicht auf Erfolg, muss man Fahrbahn fuer Fahrbahn hinter sich bringen. Bei einer vierspurigen Strasse braucht das ganz schoen viel Mut und Coolness, wenn auf der zweiten Fahrbahn niemand anhaelt und einem mitten auf der Strasse vorne und hinten Autos und Mopeds um die Ohren sausen. Dann braucht es einfach ein bisschen Geduld bis die naechste Spur geschafft ist. Die Autos sind seit der englichen Besatzung rechtsgesteuert. Nach der Unabhaengigkeit hat dann ein Machthaber entschieden, dass ab sofort auf der rechten Seite gefahren wird. Die Autos haben das Steuer aber noch immer auf der rechten Seite. So ist es jetzt und die Bevoelkerung hat sich daran gewoehnt. Lustig ist es immer, wenn ein Ueberholmanoever in Vorbereitung ist und der Beifahrer den besten Zeitpunkt ausmachen soll. Das ist die positivere Variante wo ich die Augen noch halbwegs offen lassen kann aber es gibt nicht immer einen Beifahrer!

Unsere Reise fuehrte uns weiter Richtung Norden. Mit einem super bequemen und schnellen Bus gings in die neue Hauptstadt Nay Pyi Taw (seit 2005 Hauptstadt) wo wir einen Zwischenstop einschalteten und eine Nacht uebernachteten. Die Stadt ist eine Retortenstadt welche vom Militaer in Auftrag gegeben und seit 2000 heimlich aufgebaut wurde. Die Flaeche ist fuenfmal so gross wie Berlin und die Stadt ist voellig anonym. Touristen haben wir keine gesehen und auch das Hotel war wie ausgestorben. Ueber die Reception haben wir die Weiterreise mit dem Bus nach Bagan organisiert. Diesmal hatten wir jedoch kein Glueck. Es war ein aeusserst schaebiger Bus und die Reisezeit dauerte viel laenger als uns versprochen wurde. Der Bus hielt in jedem kleinen Oertchen und als der Bus voll war, wurden die Schemmelchen im Gang aufgestellt und bis auf den letzten Platz gefuellt. Da alles in burmesisch angeschrieben war, hatten wir auch ueberhaupt keinen Anhaltspunkt wo wir waren. Als wir es fast nicht mehr glaubten kamen wir in Bagan an.

Bagan ist bekannt fuer seine unzaehligen Pagoden, welche sich ueber ein weitlaeufiges Gebiet verteilen. Die Stadt liegt in einem sehr trockenen Landteil und nur wenige Strassen sind asphaltiert, entsprechend staubig war es. Als wir am spaeteren Abend die naehere Umgebung auskundschafteten lief uns Ju-Ju ueber den Weg. Sie hat uns spontan angesprochen und uns zu sich nach Hause eingeladen. Sie lebt in einer einfachen Bambushuette mit ihrem einjaehrigen Sohn, ihrer Mutter und ihrem Vater sowie ihrer 12-jaehrigen Schwester zusammen. Von ihrem Mann ist sie geschieden. Zuerst waren wir verunsichert, ob sie uns nur etwas verkaufen will, aber es hat sich herausgestellt, dass sie einfach nur gutes Karma sammelt. Und wir liessen sie! Sie anerbot sich uns als Fremdenfuehrerin und wir verabredeten uns fuer den naechsten Tag vor unserem Hotel.

Gemeinsam gingen wir ein e-Bike (hier ist das ein Elektro-Roller) mieten und fuhren los. Als erstes zeigte sie uns den sehr lebhaften, bunten und sympatischen Markt. Die Marktfrauen kauern inmitten ihrer Ware und bieten ihr Angebot feil. Weiter fuehrte uns Ju-Ju zu den schoensten Pagoden, Tempel und Kloster von Bagan. Am spaeteren Nachmittag, nachdem wir in unserem schoenen Hotel etwas die Sonne genossen haben, fuhren wir mit Ju-Ju zur Shwesandaw Pagode. Zusammen mit ganz vielen anderen Touristen sind wir die Pagode hoch geklettert und haben einen wunderschoenen Sonnenuntergang genossen.

Am naechsten Mittag waren wir bei Ju-Ju zum Mittagessen in ihrer Huette eingeladen. Die Mutter hat uns allerlei burmesische Koestlichkeiten aufgetischt: kleine frittierte Fische, Huhn, Schwein, Reis... Die Gastfreundschaft, die Bescheidenheit, die Hilfsbereitschaft und die Einfachheit haben und sehr beeindruckt, ja beruehrt.
 
Am 1. Januar 2016 legte unser Boot nach Mandalay um 5.30 Uhr ab. Die Fahrt auf dem Ayeyardady dauerte elf Stunden und ist eine sehr gemuetliche und entspannende Angelegenheit. Die Umgebung sieht zwar immer etwa gleich aus aber mit lesen, suennelen und aperoelen ging die Zeit unglaublich schnell vorbei. Ohne Sonnenbrand stiegen wir in Mandalay an Land und waren gespannt was uns in dieser Stadt alles erwarten wird.














Der erste Eindruck war sehr staubig! Der zweite und dritte auch noch! Und dann hatten wir hunger und machten uns auf in richtung eines Shan Buffet Restaurant im Norden der Stadt. Als nach ca. 10 Minuten am Strassenrand stehen immer noch kein Taxi in Sicht war, sind wir zum Hotel zurueck gekehrt und haben um eines gebeten. Irgendwie ist der Taxi Betrieb in dieser Stadt nicht organisiert resp. findet viel mehr auf zwei Raedern statt... Aber zuerst nahmen wir wieder in einer Toyota Limousine Platz und liessen uns eben zu dieser Shan-Buffet-Restaurant-Ecke chauffieren. Dort stehen locker zwei Dutzend verschiedene Speisen zur Auswahl. Die beste Gelegenheit noch unbekanntes zu probieren. Wir fanden es so gut, dass wir am Folgetag gleich nochmals da waren. Die Rueckfahrt fand dann auf zwei Raedern statt. Wir beide auf auf je einem Ruecksitz eines Mopeds wuehlten wir uns durch das naechtliche Getuemmel Mandalays.

Fuer unseren Tag in Mandaley heuerten wir einen Taxichauffeur an, der uns den ganzen Tag von Sehenswuerdigkeit zu Sehenswuerdigkeit fuhr. Das waren im allgemeinen wie auch schon in Bagan Pagoden, Tempel und Kloester. Wir machten aber auch einen Abstecher an die Strasse der Steinmetzbetriebe und Holzschnitzer. Erstere hauen aus einem Marmorblock mit unglaublicher Fingerfertigkeit Buddhastatuen. Spaeter werden diese dann meist von Frauen poliert und gewaschen. Aber auch die Holzschnitzer haben grossen Eindruck bei uns hinterlassen. Sie schnitzen Buddhafiguren, Hausaltaere und Klosterverziehrungen, die meistens von Moenchen oder religioesen Stifter in Auftrag gegeben werden.

Zum Abschluss unseres Mandalay-Day fuhren wir fuer den Sonnenuntergang zur hoelzernen, 1.2 km langen U Bein-Bruecke, welche auf mehr als 1000 Teakholzstaemmen ruht. Unaufhoerlich stroemen die Menschen bei Sonnenuntergang ueber die Bruecke - eine sehr stimmungsvolle Impression.

Unsere Reise fuehrt uns weiter Richtung Nordosten, in die Shan-Berge um Kalaw.

Uebrigens: Der Nat Tha-Ny-Ah konnte besaenftigt werden! Scheinbar eignen sich auch farbige Jade-Steinchen zu Armbaender verarbeitet sehr gut als Opfergabe. Ich habe gleich zwei gespendet und hoffe nun auf einen weiteren Frei-Stopf-Pass!
 

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