Freitag, 8. Januar 2016

Auf Schusters Leisten
















Frueher als geplant kamen wir mit unserem Minibus in Kalaw an. Dieser Ort liegt auf einer Hoehe von 1320 MuM am Westrand der Shan-Berge. Wir genossen die frische Bergluft - eine Wohltat nach der staubigen Zentralebene. Abends mussten wir wegen der empfindlichen Kaelte (in Myanmar ist ja jetzt auch Winter) wieder die langen Hosen und die Jacke anziehen. Fuer uns ist Kalaw der Ausgangspunkt fuer ein dreitaegiges Trekking an den Inlesee.
Direkt aus dem Bus steuerten wir eine Agentur an um den Trip zu buchen. Wir schlugen gleich bei der ersten zu, weil uns der Besitzer sympatisch war und vielleicht auch weil er eine Mammut Jacke trug. Die drei Tage kosteten sehr wenig und wir wussten nicht recht was uns erwartete.
Am naechsten Morgen standen wir wie verabredet um 9.00 Uhr auf der Matte. Wir waren eine Vierergruppe mit Guide, wobei wir unsere zwei Mitstreiter auf dem Weg vor ihrem Hotel aufgabeln sollten. Der Agenturchef mit der stolz getragenen Mammut Jacke stellte uns den Guide vor: Morning-Star. Ha, ha, was sollte das denn fuer ein Name sein? Ein Uebername? Ist er nur morgens zu gebrauchen? Nein, dieser Name hat ihm tatsaechlich seine Mutter gegeben, wie er uns erklaerte. Also lief er los und wir folgten dem Morgenstern.
Nach etwa 10 Minuten stiess dann ein franzoesisches Paeaerchen auf Hochzeitsreise zu uns. Sie hiess Mascherii und er Mogoehr - eigenartige Namen, aber sie waren sehr gespraechige und witzige Zeitgenossen (um einen gewissen Nat, der nicht nur fuer Ordnung sondern auch fuer Moral steht, nicht zu veraergern, verwende ich die Bezeichnung 'Schneckenfresser' bewusst nicht). Bald war uns auch bewusst, dass Morning-Star nicht der Mann der grossen Worte war. Er war noch jung, rauchte gerne, tippte gerne auf dem Handy rum und klagte ueber Fussschmerzen (er war erst am Abend zuvor von eben einem solchen Trek zurueck gekehrt und offensichtlich ein bisschen auf den Felgen). Seine groesste Gefuehlsregung, in Form von einem skeptischen Augenaufschlag, regte sich bei ihm als Mascherii etwa nach einer Stunde Laufzeit von den Turnschuhen zu den Flip-Flops wechselte.
Nach etwa dreieinhalb Stunden erreichten wir den sogenannten View Point wo wir unseren indischen Lunch einnahmen. Das Essen (Chiapatis mit Avocadosalat und Kuerbis Chuttney) welches in einer einfachen Kueche auf offenen Feuer zubereitet wurde schmeckte herrlich. Danach fuehrte uns der Weg weiter nach Sueden.
Fuer uns Schweizer sind die Shan-Berge nicht ausgewoehnlich, jedoch machen der Besuch und das passieren der unterschiedlichen Doerfer den Trip zu einem unvergesslichen Erlebnis. Es ergeben sich interessante Einblicke in den Alltag der verschiedenen Volksgruppen, welche trotz der Touristen ihr taegliches Leben wie eh und je fortfuehren. So kam es nicht selten vor, dass wir Mogoehr suchen mussten, weil er mit seiner neuen Fotokamera (Hochzeitsgeschenk) im Nirgendwo Fotos schoss. Ich  muss an dieser Stelle zugeben, dass ich auf die teure Fotoausruestung vom Mogoehr einversuechtig war, zumal er sie zu einem Schnaeppchenpreis errungen hat. War es doch genau die Kamera, welche ich mir gewuenscht und von einem Kauf abgesehen habe. Ich wollte  damals einen gewissen Nat, der nicht nur fuer Ordnung und Moral sondern auch fuer Vernunft und Sparsamkeit steht, nicht veraergern.
Am Schluss des ersten Tages folgten wir den Bahngeleisen bis zu einem kleinen Oertchen und wurden Zuschauer eines sportlichen Spektaktels. Auf einem Bambusgeruest sitzend, duellierten sich zwei Maenner, indem sie versuchten, einander mittels eines Kissen von dem Geruest zu schlagen (Kissenschlacht). In einer seiner wenigen Ausfuehrungen erklaerte uns Morning-Star, dass diese Kissenschlag nur am Unabhaengigkeitstag (6. Januar) stattfinde.
















Kurz danach, also nach ca. 7 Stunden Marschzeit, erreichten wir das Bergdorf Ywa Pu wo uns eine der Familien Unterkunft gewaehrte... und kuehles Bier bereit hielt. Wiederum wurden wir mit einem sensationellen Essen verwoehnt. Im Stile eines typischen Shan-Buffet wurden ca. 10 verschiedene Beilagen zum Reis aufgetischt. Wir bedankten uns beim Koch und gingen ins Haus um zu schlafen. Mascherii und Mogoehr staunten nicht schlecht, als wir unse Schlafsaecke auf unseren aufgeblasenen Maetteli ausbreiteten. Ihre neidischen Blicke taten uns fast leid. Sie schliefen derweil auf dem harten Holzboden. 
Um 8.00 Uhr morgens war Abmarsch und wir stellten fest, dass Morning-Star ein Morning-Muffel war. Der Tag war gepraegt vom Alltag der Menschen welcher uns auf der Strecke zuteil wurde. Der Weg fuehrte uns durch eine coupierte Landschaft, vorbei an Chili- und Sesamplantagen, Felder welche noch mit Hilfe von Ochsen bestellt werden und durch Doerfer wo geschaeftiges Treiben herrschte. Sogar dem Unterricht in einer kleinen Schule konnten wir kurz beiwohnen. Die gluecklichen Gesichter und die zuvorkommende Art der Bergbewohner, die dem harten und einfachen Leben trotzen, haben uns sehr beruehrt. Und sehr wichtig: Die Fotoreporterin fuer die Abteilung 'Land und Leute' kam voll auf ihre Kosten! 
Am Abend bekamen wir wiederum bei einer Familie in einem kleinen Dorf Asyl. Das Dorf war gleich neben dem Kloster Hti Tein, wo wir auch die Mahlzeiten einnahmen. Vor dem Essen wurden wir jedoch noch von dem schlitzohrigen Hausherr entfuehrt. Nach dem Eindunkeln dachten wir er zeige uns den Weg zum Kloster. Nichts ahnend folgten wir ihm und landeten vor der Dorfbar! Da er keiner Fremdsprache maechtig war gab er uns mit wilden Gesten und einem schelmischen Laecheln zu verstehen, dass er mit uns Bier trinken moechte - und wir schenkten ihm ein paar Mal nach!















Geschlafen haben wir quasi Tuer an Tuer mit den Kuehen und den Huehnern. Geweckt wurden wir zuerst von mehrminuetigem Brunzen einer Kuh und danach durch den verrueckten Gueggel. 
Am naechsten Morgen eroeffnete uns Morning-Star, dass uns unser Koch die letzte Etappe begleiten wird, da er selber krank war. Der Koch konnte keine Fremdsprachen, jedoch war die Kommunikation nur unwesentlich geringer als mit Morning-Star.
Nach der Uberquerung des Gebirgszugs, der den Inlesee nach Westen begrenzt, fuehrte der Weg noch einige Kilometer hinunter Richtung See, ehe wir nach ca. 4 Stunden Indein erreichten. Der Ort liegt an einem Fusslauf der in den Inlesee muendet und bildet den Schluss des Trekkings. Die Weiterfahrt zu unserem Hotel am See erfolgt mit dem Boot.
Mit mueden Beinen und einem gewissen Stolz gaben wir uns gegenseitig ein High-Five und wir haben unsere Mangeur des Escargots sehr lieb gewonnen!


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