Freitag, 15. Januar 2016

Auf dem Wasser und in den Bergen
















Mit einem Longtail-Boot, ausgestattet mit einem furchteinflössend raternden Monstermotor, tuckerten wir von Indein Richtung Inle-See. Vorbei an den berühmten schwimmenden Gärten eröffnete sich uns die Faszination des Sees das erste Mal. Aber zuerst mussten wir uns eine Bleibe suchen. Auf dem Seeweg steurten wir einige Resorts an der Ostküste an um nach freien Zimmern und dem Preis zu fragen und um jeweils den Willkommens-Drink und die fein duftenden, kühlen Frottee-Tücher einzuheimsen. Wir gönnten uns etwas und bezogen ein riesiges Bungalow in einem schmucken Resort. Es reichte gerade noch um ein Bier zu ordern und für den Sonnenuntergang stellung zu beziehen.
Nach dem Eindunkeln wollten wir noch im das nahegelegene Nyaungshwe um unsere Weiterreise zu organisieren. In einem Tuk-Tuk verfrachtet machten wir uns auf die 25 minütige Fahrt. Überrascht von den kühlen Temperaturen und dem beissenden Fahrtwind bin ich fast verfroren, nicht übertrieben! Warum wir für die Rückfahrt wieder so ein bescheuertes, fünf Franken günstigeres...brrrrrrrrrrrr anheuerten? Mangels Alternativen!

Nach einem Ruhetag hatten wir für den nächsten Tag mit unserem Boots-Chauffeur von Vorgestern eine Tour auf dem See bis hinunter in das südlich gelegene Sankar vereinbart. Wir starteten um Acht Uhr in der Früh um als erstes die Fischer auf ihren schmalen Booten mit ihrer speziellen Rudertechnik in der Morgensonne zuzuschauen. Zuvorderst auf dem Boot balancierend, schlingen sie einen Fuss um das Ruder und bewegen es im Stehen. So bleiben beide Hände zum Fischen frei. Ausserdem lässt sich mit dieser Rudertechnik in den schmalen Kanälen gut zwischen den schwimmenden Gärten manövrieren. Schwimmende Beete werden im seichten Wasser, das meist nur etwa 3m tief ist, festgemacht. Sie  tragen reichlich Früchte, die mehrmals jährlich geerntet werden können. Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich die Menschen auf dem See ihren Lebensraum geschaffen haben. Die Menschen, die rund um den See leben, nennen sich Intha - 'die Menschen vom See'. Insgesamt gehören etwa 100'000 Bewohner zu dieser Ethnie. Ihre Häuser sind auf Pfählen gebaut und zum Teil windschief als würden sie nächstens wie ein Kartenhaus zusammenklappen. Wir tuckerten durch die vollkommen unwirkliche Welt und beobachteten, wie die Menschen im Einklang mit dem See ihren täglichen Arbeiten nachkamen.
















Unser Ausflug führte uns an südlichsten Punkt des Inle-Sees entlang eines pittoresken Flusses weiter. Nach etwa zwei Stunden erreichten wir Sankar welches sich im Gebiet der Pa-O befindet. Nach einer kurzen Besichtigung begaben wir uns danach zum gegenüberliegenden Ufer nach Tharkaung wo uns nochmals ein eindruckvolles Pagodenfeld erwartete. Auf dem Rückweg steuerten wir noch die üblichen Touristenspots wie Töpferei, Schnapsbrennerei und Weberei an. Dank unseren Gedanken an die massive Investition in unsere Unterkunft konnten wir den Hundeblick aufsetzenden Verkäuferinnen, bis auf ein klitzekleines Seidenschälchen, trotzen. Mit eindrücklichen Bildern in unseren Köpfen und einem Thinithus in den Ohren, setzte uns unser Bootsführer für den letzten Abend in unseren Resort ab.















Um vom Inlesee nach Hsipow in den nördlichen Shanbergen zu gelangen, bestiegen wir um 15:30 Uhr den Super Express Comfort VIP Nightliner, der uns in lächerlichen 13h an unser Ziel bringen sollte... Der Kühltransporter spuckte uns in den frühen, noch dunklen Morgenstunden tiefgefrohren und steiff, aber pünktlich in Hsipow aus. Nach ein paar Stunden Schlaf war trotzdem eine heisse Dusche nötig um aufzutauen. Richtig warm wurde uns aber erst, nachdem sich der morgentliche Nebel verzogen hatte und die Sonne zum Vorschein kam. Mit alten, schweren und mit nur einem Gang ausgestatteten Stahlgöppeln erkundeten wir die Gegend und liessen in Mrs. Popcorns Garten die Seele baumeln. Hier in Hsipow ist vieles mit Mr. oder mit Mrs. benamst. So wohnten wir bei Mr. Charles, gegessen haben wir bei Mr. Food und den Schlummertrunk haben wir bei Mr. Shake zu uns genommen!
Manchmal braucht es eine Pause von all den vielen Eindrücken und im gleichen Atemzug Zeit, die nächste Tour zu planen und vorher noch zu schauen, dass die Kleider gewaschen werden können. Für uns ist Letzteres keine grosse Sache: bis 9 Uhr abgegeben erhält man sie noch am selben Tag zurück! Ganz anders die Menschen die hier leben. Sie waschen sich und ihre Kleider am Fluss. Bei unseren Streiffzügen durch die Gegend haben wir immer wieder danach Ausschau gehalten, ob unsere Kleider vielleicht nicht doch dort, am Flussufer hängend im Wind wehten.
Am Abend wollten wir gleich um die Ecke essen gehen. Das hinter einem Bretterzaun liegende Restaurant soll allerlei leckere Spiessli im Angebot haben, die wie schon in Yangon, vor Ort ausgewählt werden konnten. Die aufgespiessten Hühnerfüsse und allerei andere nicht definierbare Sachen liess und mit skeptischen Blicken davor stehen. Gut, wäre der Name des Restaurants 'Mr. kein Durchfall' gewesen, wären wir vielleicht geblieben.
Für den nächsten Tag hatten wir eine Tagestour gebucht, die uns am Vormittag zu einem Wasserfall führte und nach dem Lunch im Longtailboot auf dem Durawady rumschipperte. Win war unser Guide und stellte sich als stolzer und erzählfreudiger Shan heraus. Alles was uns Morning-Star vorenthalten hatte erfuhren wir jetzt. Keine Planze bliebt ungenannt, kein Brauch unerklärt, kein Handwerk unerwähnt. Wir besichtigten eine Reisnudelfabrik, schauten den Dorfbewohnern beim Flechten der Bambusfächer zu, unterhielten uns mit Bauern auf dem Feld und genossen ganz einfach die vielen interessanten Ausführungen. Ein Highlight an diesem Tag war der Besuch eines Shan-Dorfes, welches wir mit dem Boot angesteuert hatten. Grosse Holz- und Bambushäuser waren ungeben von wunderschönen, sehr gepflegten Gärten. Alles war sauber, hatte seine Ordnung, kein Motorenlärm... alles ganz beschaulich und still. Ein kleines Paradies, wo die Zeit offensichtlich stehen geblieben ist. Das Dorf konnte wirklich nur auf dem Wasserweg oder mit dem Zug erreicht werden.
Am nächsten Morgen nahmen wir die letzte Busreise, zurück nach Mandalay in Angriff. Mit viel Verspätung, aber für einmal nicht unterkühlt kamen wir nach 8 Stunden an. Wir genossen den letzten Abend in Burma und schauten bei ein paar Myanmar Bierchen auf drei faszinierende, unvergessliche Wochen zurück.

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